OLG Köln: Handyverbot gilt nicht für Festnetz-Mobilteil

OLG Köln: Handyverbot gilt nicht für Festnetz-Mobilteil

Das OLG Köln hat entschieden, dass die Benutzung eines Festnetz Mobilteils während der Fahrt nicht unter das sog Handyverbot fällt. Eine anderslautende Entscheidung der Vorinstanz, die ein Bußgeld von 40,- Euro verhängt hatte, wurde aufgehoben; der Betroffene wurde freigesprochen (Beschluss vom 22.10.2009, Az. 82 Ss-OWi 93/09).

Ein Bonner Autofahrer war etwa 3 km von seinem Haus entfernt, als in seiner Tasche das Mobilteil seines Festnetz-Telefons piepte. Er nahm es heraus, schaute es an und hielt es an sein Ohr. Normalerweise ist ab 200 m Entfernung vom Haus keine Kommunikation mit der Basisstation mehr möglich. Das Bonner Amtsgericht hielt auch das Mobilteil einer Festnetzanlage für ein Mobiltelefon im Sinne von § 23 Abs. 1 a StVO.

Dieser Auslegung hat sich der 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts Köln nicht angeschlossen. Schnurlostelefone bzw. deren "Mobilteile" bzw. "Handgeräte" könnten nach dem allgemeinen Sprachverständnis nicht als Mobiltelefone im Sinne des sog. Handyverbots angesehen werden. Für den Einsatz während der Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr seien sie aufgrund ihres geringen räumlichen Einsatzbereichs praktisch auch gar nicht geeignet. Der Verordnungsgeber habe bei Schaffung der Verbotsvorschrift nur die an die gemeinhin als "Handy" bezeichneten Geräte für den Mobilfunkverkehr gedacht und deren Gebrauch während des Fahrens beschränken wollen. Der Senat sah auch keinen Anlass, den Anwendungsbereich des Handyverbots zu erweitern: Eine Ablenkung des Fahrers durch Gespräche mit dem Schnurlostelefon könne nicht als ernsthafte Gefahr angesehen werden, weil sie wegen der allseits bekannten Sinnlosigkeit des Vorgangs schon kurz nach Fahrtantritt in der Praxis nicht in nennenswertem Umfang vorkomme. Der Vorgang sei so ungewöhnlich, dass kein Regelungsbedarf bestehe.

Der Beschluss ist rechtskräftig. Die Entscheidung ist in etwa zwei Wochen im Internet unter www.nrwe.de abrufbar.

Quelle: PM des OLG Köln

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1 Kommentar

H
H. Müller 09.11.2009, 08:41 Uhr
Handy-Irrsinn
Wie kann das denn sein? Also, da muss man sich schon mehr als wundern, wieso einerseits das Telefonieren mit dem Handy am Steuer verboten ist, aber das mit dem Festnetz-Mobilteil nicht??? Ich dachte, es solle gerade die Gefahr vermieden werden, dass man durch das Telefoieren nicht mehr aufmerksam den Straßenverkehr verfolgt und wahrnimmt, und so eine Gefahr für den Straßenverkehr schafft. Unglaublich, diese Differenzierung ist für mich der Witz des Tages!!

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