Keine Rundfunkgebühr für PC in Anwaltskanzlei

Keine Rundfunkgebühr für PC in Anwaltskanzlei
31.07.2008 | Lesezeit: 2 min

Ein Rechtsanwalt muss für seinen beruflich genutzten PC mit Internetanschluss keine Rundfunkgebühr entrichten. Dies entschied das VG Koblenz.

Der Rechtsanwalt verwendet in seiner Kanzlei den PC zu Schreib- und Recherchearbeiten. Dabei nutzt er den Internetzugang auch zum Zugriff auf Rechtsprechungsdatenbanken, für sonstige beruflich bedingte Recherchen sowie zur elektronischen Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldung. Um einen schnelleren Zugang zum Internet zu erhalten, verfügt der Rechner über einen DSL-Anschluss. Im Januar 2007 meldete der Rechtsanwalt seinen PC bei der Gebühreneinzugszentrale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (GEZ) an. Im Verfahren teilte er mit, er habe in seiner Kanzlei einen internetfähigen PC, den er jedoch nicht zum Rundfunkempfang nutze. Es sei deshalb verfassungswidrig, ihn zu Rundfunkgebühren heranzuziehen. Gleichwohl verlangte die GEZ Rundfunkgebühren in Höhe von monatlich 5,52 €. Hiergegen erhob der Rechtsanwalt nach erfolglosem Widerspruchsverfahren Klage, die Erfolg hatte.

Der Rechtsanwalt, so das Gericht, sei nämlich kein Rundfunkteilnehmer, weil er kein Rundfunkgerät zum Empfang im Sinne der rundfunkrechtlichen Bestimmungen bereithalte. Zwar könne er mit seinem PC über seinen Internetbrowser Sendungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten empfangen. Jedoch rechtfertige dies nicht ohne Weiteres die Gebührenerhebung. Herkömmliche Rundfunkempfangsgeräte seien speziell für einen Hörfunk- oder Fernsehempfang ausgerichtet und würden nach der Lebenserfahrung zu diesem Zweck angeschafft. Anders verhalte es sich bei einem internetfähigen PC, der den Zugriff auf eine Fülle von Informationen ermögliche und in vielfacher Weise anderweitig genutzt werde. Dies gelte gerade im Fall einer beruflichen Nutzung des PC in Geschäfts- oder Kanzleiräumen, der dort typischerweise nicht zur Rundfunkteilnahme verwendet werde. Zudem gewährleiste das Grundrecht der Informationsfreiheit, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Durch die Einführung einer Rundfunkgebühr für einen Internet-PC würde eine staatliche Zugangshürde errichtet, die mit den Informationsquellen nichts zu tun habe und dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz widerspreche. Von daher gebiete auch eine verfassungskonforme Auslegung des Merkmals „zum Empfang bereithalten“, dass der Rechtsanwalt keine Rundfunkgebühr für seinen ausschließlich beruflich genutzten PC entrichten müsse.

Das Gericht hat die Berufung zum OVG Rheinland-Pfalz zugelassen.

Verwaltungsgericht Koblenz, Urteil vom 15. Juli 2008, 1 K 496/08.KO

PM des VG Koblenz vom 29.07.2008

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Bildquelle:
Gerd Altmann / PIXELIO

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2 Kommentare

R
RA Max-Lion Keller 05.08.2008, 09:25 Uhr
Ohne Titel
Nein, so kann gegen das Urteil noch Berufung beim Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz eingereicht werden, danach beim Bundesverwaltungsgericht. Übrigens, auch das Verwaltungsgericht Braunschweig hatte einem Nutzer Recht gegeben und ihn von der Gebühr auf internetfähige PC befreit. Das Verwaltungsgericht Ansbach entschied wiederum für die PC-Gebühr. Noch ist also nichts endgültig entschieden.
P
Piwi 04.08.2008, 20:48 Uhr
Keine Rundfunkgebühr für Gewerbetreibende...?
Wenn ich das richtige verstehe, so müßten demnach Gewerbetreibende die übers Internet Waren anbieten, zum Beispiel über einen Shop, wozu man ein Laptop oder PC benötigt auch KEINE Rundfunkgebühren bezahlen.

Soll man die GEZ nun einfach wieder abmelden ? ? ?

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